Niko Kappel – Weltrekordhalter mit Bodenhaftung
Mit dem Team Visa Programm unterstützen wir Athlet:innen auf ihrem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen. Einer davon ist Niko Kappel. Wir haben mit dem Para-Kugelstoßer gesprochen.
Bereits seit 24 Jahren unterstützt das Team Visa Programm Athlet:innen bei der Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Spielen. Die Auswahl der Sportler:innen basiert auf ihren beeindruckenden sportlichen Leistungen und ihrem gesellschaftlichen Engagement. Für den Visa Blog haben wir mit den inspirierenden Athlet:innen gesprochen und erfahren, was sie bewegt. Leichtathletin Gina Lückenkemper berichtete bereits von ihrer Entscheidung ihren Lebens- und Trainingsmittelpunkt nach Florida zu verlegen.
Dieses Mal steht der 29-jährige Niko Kappel im Mittelpunkt: Der 1,41 m große Kugelstoßer ist mit 15,07 m aktueller Weltrekordhalter und startet bei den Paralympischen Spielen in Paris (28. August bis 8. September 2024) in der Kategorie kleinwüchsige Athleten. Als DLV-Inklusionsbeauftragter und Gründer eines Vereins zur Förderung talentierter junger Sportler:innen im Bereich der Para-Leichtathletik passt er hervorragend ins Team Visa.
Niko, vor Kurzem hast du deinen eigenen Weltrekord gebrochen – mit deinem aktuellen Rekord von 15,07 Metern giltst du als der beste deutsche Para-Kugelstoßer. Wie schätzt du deine Chancen bei den diesjährigen Paralympics ein?
Ich fühle mich zumindest mehr als bereit! In der Qualifikationsphase lief es schon ziemlich gut und im letzten Jahr konnte ich Silber bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften holen. Ich bin zuversichtlich, dass es auch in Paris gut läuft. Am schönsten wäre es natürlich, wenn ich meinen bisher größten Erfolg aus 2016 in Rio wiederholen könnte. Mit dem Team Visa Programm habe ich auch viel Unterstützung, worüber ich echt froh bin. Vielleicht helfen mir auch meine beiden Glücksbringer: zwei gemalte Bilder von dem Sohn meines Athletiktrainers und dem Neffen meiner Freundin.
Damals hast du bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro schon einmal Gold gewonnen. Wie war das für dich?
Das war schon ein verrücktes Gefühl damals. Ich war ja gerade einmal 21! Zum Teil war es vielleicht auch jugendlicher Leichtsinn. Aber im Ernst, ich hatte echt hart trainiert und meine Leistung sogar innerhalb des Wettbewerbs um 30 Zentimeter gesteigert. Dann wollte ich am Ende auch alles riskieren. Tatsächlich hatte ich dann auch nur einen Zentimeter Vorsprung, aber der hat gereicht! Es war wirklich etwas Besonderes. Denn inzwischen weiß ich: Gewinnen ist das eine, aber es ist viel schwieriger, den Sieg zu wiederholen.
Deine Leidenschaft für Sport hast du als Kind und Jugendlicher eher im Fußball ausgelebt. War die Kleinwüchsigkeit damals ein Hindernis für dich?
Nein, meine Körpergröße war nie ein Problem. Bis ich 19 war, war ich Stürmer in einer ganz normalen Mannschaft. Wir haben auf Kreisebene gespielt, und das ziemlich gut. Das Wort Inklusion gab es damals noch gar nicht, ich war ein Spieler wie alle anderen auch. Wenn ich das Tor nicht getroffen habe, dann saß ich eben auch mal auf der Auswechselbank.
Wie bist du zum Kugelstoßen gekommen?
Noch während meiner Fußballzeit habe ich das Para-Kugelstoßen für mich entdeckt. Ich wollte mich auch mit meinesgleichen messen – denn je älter ich wurde, desto größer wurden die körperlichen Unterschiede. Das Kugelstoßen hat mir auch viel Spaß gemacht. Doch obwohl ich als Junior sogar Weltmeister wurde, wollte es mit dem Erwachsenensport nicht so recht klappen. Daneben gab es auch noch andere Dinge in meinem Leben: der Fußball, meine erste Freundin, meine Lehre bei der Bank. Da hätte ich das Kugelstoßen am liebsten hingeschmissen.
Offensichtlich hast du nicht aufgegeben – im Gegenteil! Seit 2018 bist du inzwischen Profisportler. Wie hast du dir diesen Traum erfüllt?
Der Durchbruch kam mit meinem Wechsel nach Stuttgart. Mit meinem neuen Trainer Peter Salzer habe ich meine Technik verändert und so verbessert, dass ich ein Jahr später Vize-Weltmeister wurde. Das war mein Türöffner! Trotzdem habe ich zunächst weiter bei der Bank gearbeitet und bin drei- oder viermal pro Woche abends zum Training nach Stuttgart gefahren. Das war eine harte Zeit, aber es hat trotzdem richtig viel Spaß gemacht. Als guter Kugelstoßer brauchst du einfach Geduld und den Willen, jeden Tag an Kleinigkeiten zu arbeiten. Ich wollte unbedingt Profisportler werden – und auf einmal ist es gelaufen. 2018 ging dieser Traum in Erfüllung und ich bin immer noch sehr froh darüber.
Was machst du, wenn du nicht gerade für Wettkämpfe trainierst? Welche Pläne hast du noch für die Zukunft?
In meiner Freizeit gehe ich gern Essen, Wandern oder in die Sauna. Auch meine Ziele sind eher bodenständig: Ein Häusle bauen, mit meiner Familie und einem Hund zusammenleben – ich will einfach Wurzeln schlagen. Aber erst mal wollen meine Freundin und ich uns nach Paris noch zwei Wünsche erfüllen: in eine gemeinsame Wohnung ziehen und verreisen, um die Polarlichter zu sehen.
Und zum Schluss noch eine Frage zu deiner Zusammenarbeit mit Visa: Neben deiner Karriere engagierst du dich für Inklusion in der deutschen Leichtathletik-Landschaft. Wie kannst du dein Engagement auch als Team Visa Deutschland Athlet einbringen?
Ich finde es wichtig, Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben mit anderen Gleichaltrigen Sport zu machen, so wie ich damals in meiner Fußballmannschaft. Daher freue ich mich sehr, die Kampagne #InklusionDurchSport zu unterstützen, hinter der Visa und die DZ Bank stehen. Die Kampagne will ein deutliches Signal für mehr Inklusion im Sport setzen und regt hoffentlich viele Vereine in Deutschland dazu an, mehr in dem Bereich zu tun.