Innovation

Wie war es, mit dem Smartphone zu bezahlen?

By Charlotte Hogg, CEO Europe

Wenn die Generation Z in zehn Jahren langsam auf die 40 zusteuert – wird sie dann sagen: „Erinnert ihr euch noch an die alte Zeit? Wie es war, als wir noch ein Smartphone brauchten, um zu bezahlen?“

Heute bereits verfügbare Technologien legen den Grundstein, um den Handel zu revolutionieren und Verbesserungen für Milliarden von Käufer:innen und Händlern zu schaffen. Noch sind diese Technologien nicht überall gleichmäßig verfügbar. Und sie sind noch nicht so vernetzt oder so nutzungsfreundlich, wie es jüngere Generationen und ihre Nachfolgenden als Norm erwarten.

In Zukunft könnten Handel und Bezahlen ganz anders organisiert sein. Stellen Sie sich vor, dass Sie die Verbindung mit Ihrer Bank über ein virtuelles Kontrollzentrum steuern. In dem Sie selbst auswählen könnten, welche Informationen einbezogen werden, wer genau Zugang zu diesen bekommt und mit wem diese Daten geteilt werden dürfen. Dieses Dashboard könnte Ihre Bankdaten enthalten und die Transaktionsdaten Ihrer Karte. Es könnte auch Transaktionen von mehreren Konten einschließen, wie die Kreditkarte, die Sie nur im Notfall verwenden. Doch wenn Sie es möchten, könnte es auch Treueprogramme, Ihren Standort oder gar Ihren digitalen Schrittzähler miteinbeziehen. Alles wäre an einem digitalen Ort, ohne mehr zwischen Apps hin und her wechseln zu müssen.

Sie könnten Ihre persönlichen Einstellungen so konfigurieren, dass Entscheidungen nach Ihren Vorlieben automatisiert werden. Etwa: „Wenn ich ins Café gehe, möchte ich stets zuerst meine Treuepunkte nutzen und erst danach mein Kontoguthaben.“ Oder: „Wenn ich mehr als 250 Euro ausgebe, möchte ich die Zahlungen in drei Teile aufteilen.“

Dieses Dashboard könnte über einen biometrischen Passkey geschützt sein, der nur Ihnen Zugang gewährt. Auch der Einsatz von KI für personalisierte Kaufempfehlungen wäre denkbar, damit Sie die Angebote sehen, die Sie auch interessieren oder Ihnen helfen, Geld zu sparen. Verkäufer auf der anderen Seite könnten wählen, welche Verhaltensweisen sie belohnen möchten. Manche Apps könnten zum Beispiel Ihre Schrittanzahl in digitale Treuepunkte verwandeln.

Wie haben uns gefragt, wie Verbraucher:innen diese Ideen auffassen würden und einige dieser Innovationen in einem Test mit der Kundschaft in einem Café in Großbritannien erlebbar gemacht:

 

Wie viel von dieser Zukunft ist heute Realität?

Im digitalen Raum sind Konsument:innen zunehmend eine herausragende User-Experience gewohnt. Ihre Erwartung an nahtlose Nutzungserlebnisse ist höher als je zuvor. Warum werden diese dann nicht immer erfüllt, selbst wenn Technologien schon vorhanden sind? Viel davon hat mit Daten und Vertrauen zu tun. Auf der einen Seite muss der Austausch von Daten weiter vereinfacht und standardisiert werden. Auf der anderen Seite ist es entscheidend, dass Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten behalten.

Es braucht geeignete Maßnahmen, die es Nutzer:innen ermöglichen, selbst zu bestimmen, welche Daten sie wann, wie und mit wem teilen, um das Vertrauen zu erhöhen1. 69 Prozent der Menschen sind heute der Ansicht, dass Unternehmen mehr von der Nutzung ihrer Daten profitieren als sie selbst. Das zeigen die Ergebnisse einer Visa Studie unter 12.000 Menschen aus Europa2. Weitere Erkenntnisse:

  • Den Menschen ist es wichtiger zu wissen, wie ihre Daten genutzt werden, als zu erfahren, welche Vorteile sie erhalten.
  • Wenn Verbraucher:innen mehr Kontrolle über die Datenverwendung gegeben wird, sind sie eher bereit, Daten mit Unternehmen zu teilen, die diese verantwortungsbewusst nutzen.
  • Unternehmen, die ihren Kund:innen mehr Kontrolle über ihre Daten geben, werden mit höherem Vertrauen belohnt3.

Eine andere Herausforderung ist die Verfügbarkeit der verschiedenen Technologien. Es existieren bereits viele einzelne „Bausteine“ unabhängig voneinander. Große Potenziale für künftige vernetzte Nutzungserlebnisse liegen aber vor allem darin, diese Teile zusammenzusetzen. Hier könnte Künstliche Intelligenz einen Beitrag leisten. Gerade generative KI etwa eröffnet sehr viele Möglichkeiten, Kundenerfahrungen zu personalisieren und zu verbessern.

Sicher, die Ergebnisse sind heute bei Weitem noch nicht immer perfekt. Jede:r von uns hat bestimmt schon von bizarren bis lustigen Empfehlungen gehört, die die generative KI manchmal parat hat. Doch die Innovationsgeschwindigkeit in diesem Bereich ist rasant und die Zyklen für schnelle Fortschritte werden damit immer kürzer.

Sozioökonomische Potenziale

Diese Fortschritte können und werden Menschen, Unternehmen wie Volkswirtschaften zugutekommen. Wir haben eine neue Untersuchung4 dazu durchgeführt sowie einige Prognosen formuliert, die zeigen, welche greifbaren sozioökonomischen Vorteile technologische Innovationen mit sich bringen könnten.

Künstliche Intelligenz

Die Menschen in Europa könnten jedes Jahr bis zu 250 Milliarden Euro sparen, wenn sie KI-Tools zum Management ihrer Finanzen einsetzen würden5.

  • Das Vertrauen bleibt eine Herausforderung: 39 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, dass sie KI ihre persönlichen Daten nicht anvertrauen6.
  • Diese Einstellung ändert sich aber: 36 Prozent der Deutschen vertrauen KI heute mehr als noch vor einem Jahr; bei der jüngeren Generation liegt dieser Wert bei 45 Prozent.
  • Beim Einsatz von KI geht es nicht nur um neue Anwendungsfelder: Wir setzen in der Branche seit Jahrzehnten KI zum Schutz von Zahlungen und zur Betrugsbekämpfung ein. Wie die Ergebnisse des jüngsten Pilotprojekts zeigen, könnten Großbritannien so Schäden in Höhe von 330 Millionen Pfund pro Jahr erspart bleiben.

Biometrie

Der Einsatz von Biometrie für digitale Wallets oder zum Identitätsnachweis könnte Hürden abbauen und Unternehmen in Europa durch mehr Verkäufe zu einem Umsatzplus von bis zu 43 Milliarden Euro jährlich verhelfen. Zudem könnten in Europa biometrische Verfahren Betrugsschäden um 483 Millionen Euro pro Jahr reduzieren7.

  • Biometrische Verfahren und digitale Identitätsnachweise können Prozesse vereinfachen und sowohl Menschen als auch Unternehmen schützen.
  • Rund jede:r Zweite in Deutschland hält biometrische Verfahren für sicherer als Passwörter, nur eine Minderheit (16 %) hält Passwörter für überlegen.
  • Biometrie könnte die Potenziale von Digital IDs zugänglich machen. 38 Prozent der Menschen in Deutschland würden sogar ihren Ausweis oder Führerschein durch einen biometrischen Identitätsnachweis ersetzen8.

Online-Zahlungen

Europäische Händler, die Click to Pay als Checkout-Methode für die Online-Kartenzahlung implementieren, könnten ihre Einnahmen um bis zu 30 Prozent steigern. Gesamtökonomisch betrachtet könnte das in Europa zu einem jährlichen Umsatzwachstum im E-Commerce kleiner und mittlerer Händler in Höhe von 51 Milliarden Euro führen9.

Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt verschwimmen

Das digitale Bezahlen mit Handy und Wearable ist heute keine Besonderheit mehr. Zukünftig könnte auch das Bezahlen per Geste, Stimme oder über das Auto zum Standard werden. Unter Verwendung von Standortdaten und vernetzten Technologien könnte es normal werden, das Tanken oder den Kaffee zum Mitnehmen zu bezahlen, ohne auch nur eine Hand vom Lenkrad zu nehmen.

  • Die nächste Generation digitaler Technologien könnte sich nahtlos in die Umgebung einfügen, ohne dass Nutzer:innen zwischen Plattformen oder Apps wechseln müssen. So könnten die Grenzen zwischen der analogen und digitalen Welt verschwimmen10.
  • Innovation bleibt entscheidend – auch für Bankkund:innen: 34 Prozent der im Rahmen unserer Studie befragten Deutschen gaben an, dass sie einen Bankwechsel in Betracht ziehen würden, wenn diese nicht die neuesten Innovationen und Trends anbietet.
  • Ganz zu schweigen von einem bequemen Bezahlerlebnis: Mehr als jede:r Zehnte in Deutschland (11 %) gibt an, bereits einen Kauf abgebrochen zu haben, weil er oder sie die Karte nicht suchen wollte11.

Das waren nur einige Beispiele für Technologien, die vor nicht allzu langer Zeit noch fast wie aus einem Science-Fiction-Film wirkten. Sie könnten ganz neue Nutzungserlebnisse alltäglich werden lassen und zu einem gesamtwirtschaftlichen Nutzen in Milliardenhöhe beitragen.

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1 Kontrolle und Zustimmung sind die primären Einflussfaktoren dafür, wie wohl sich Verbraucher:innen mit der Weitergabe von Daten fühlen (verglichen mit anderen Faktoren wie Branding, Reputation oder der individuelle Wert von Dienstleistungen. Visa/A.T. Kearney Data Privacy Study (USA N=5,215, Großbritannien N=5,252, Deutschland N=1,000, Australien N=800, Singapur N=1,000, Hongkong N=1,000, Japan N=2,500. September 2019

2 Global (N= 34,600), Deutschland (N=2,000), Frankreich (N=2,000), Großbritannien (N=2,000) Spanien (N=2,000), Italien (N=2,000), Skandinavien (Dänemark, Norwegen, Schweden) (N=2,000)

3 Digital AuditQ31: Wie wichtig sind die folgenden Faktoren bei der Entscheidung, ob Sie einem Unternehmen die Erlaubnis erteilen, Daten über Sie zu sammeln und zu verwenden oder nicht? (Global N=16,000)

4 Die Befragung wurde im März und April 2024 unter 8.000 Verbrauchern in Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Deutschland, Schweden und Großbritannien durchgeführt. Die Umfrageergebnisse in diesem Beitrag beziehen sich nur auf Deutschland. Darüber hinaus wurden 516 Entscheidungsträger aus der Wirtschaft des Vereinigten Königreichs befragt. Die Daten der Gesamtbevölkerungwurden gewichtet, umdie erwachsene Bevölkerung auf Grundlage von Geschlecht, Bildungsstand, Alter, Ethnie und Region näherungsweise abzubilden.

5 Analyse und Wirtschaftsprognose von Morning Consult für Visa im Mai und Juni 2024. Für die vollständige Methodik der einzelnen Aussagen hier (Englisch) klicken, s. Punkt 4.

6 Quelle: s. Fußnote 4

7 Analyse und Wirtschaftsprognose von Morning Consult für Visa im Mai und Juni 2024. Für die vollständige Methodik der einzelnen Aussagen hier (Englisch) klicken, s. Punkt 5.

8 Quelle: s. Fußnote 4

9 Analyse und Wirtschaftsprognose von Morning Consult für Visa im Mai und Juni 2024. Für die vollständige Methodik der einzelnen Aussagen hier (Englisch) klicken, s. Punkt 3.

10 https://navigate.visa.com/europe/future-of-money/from-robot-avatars-to-ai-powered-football-boots-gen-alpha-share-visions-for-the-future/

11 Quelle: s. Fußnote 4

 

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